HVIP – Neue Generation generischer Weichensteuerung
Mehr als 100 Verkehrsbetriebe weltweit setzen Weichensteuerungen von HANNING & KAHL ein. Bei allen Weichensteuerungen handelt es sich um individuelle, kundenspezifische Entwicklungen. Dies gilt sowohl für die Hardware als auch speziell für die Software. Von Hendrik Rohlfing
Um unter Berücksichtigung, sowohl der aktuellen normativen als auch der prozessualen Anforderungen, den individuellen Kundenanforderungen gerecht zu werden, nicht jedoch für jede Weichensteuerung einen kompletten Begutachtungsprozess gemäß EN 5012x durchlaufen zu müssen, wurde auf Basis des HANNING & KAHL-Rechnersystems HN-P eine generische Weichensteuerung entwickelt. Für diese liegt seit dem Jahr 2022 ein Gutachten vor.
Nach der Markteinführung des HANNING & KAHL-Rechnersystems HVIP befindet sich nun die neue Generation der generischen Weichensteuerung in der Entwicklung. Neben dem bereits bekannten Funktionsblock des generischen Softwarekerns, der die Schutzfunktionen gemäß VDV331 umsetzt, kommen nun zusätzlich geprüfte Regelschaltungen für Teilsysteme der Weichensteuerung zum Einsatz. Diese Regelschaltungen vereinen jeweils die Hardwarebeschaltung, sowie das entsprechend zugehörige Softwaremodul. Als Bestandteil der neuen generischen Weichensteuerung, auf Basis des sicheren Rechnersystems HVIP, kommen geprüfte Regelschaltungen für die Fahrzeugerfassung, die Signalanschaltung bzw. Signalüberwachung, sowie zur Ansteuerung des Weichenantriebs inkl. der Endlagenüberwachung zum Einsatz. Neben dem generischen Softwarekern und den genannten Regelschaltungen, wird ein Softwaremodul zur Anpassung an kundenspezifische Anforderungen eingesetzt. Dieses Modul erlaubt es, auch weiterhin auf kundenspezifische Anforderungen einzugehen und die jeweilige Individualität eines jeden Verkehrsbetriebs zu wahren.
Zusätzlich zu den bereits bekannten Betriebsarten „ONLINE“, OFFLINE, und „FAILSAFE“ steht nun auch die Betriebsart „ONLINE-RESTRIKTED“ zur Verfügung. In dieser Betriebsart kommt es im Fehlerfall zur Abschaltung von Teilsystemen, sofern eine Teilabschaltung aus Aspekten der Sicherheit vertretbar ist. Beispielhaft ist hier Kabelfehler an der Endlagenüberwachung einer manuellen Nebenweiche zu nennen, der zu einer Abschaltung dieses Teilsystems führen kann. Nach erfolgreicher Fehlerbehebung ist es außerdem möglich, den Fehler im fehlerhaften Teilsystem mittels Drucktaster zu quittieren. Ein Neustart des Gesamtsystems entfällt somit, was nochmals zur Erhöhung der Verfügbarkeit beiträgt.
Auch bei der neuen Generation der generischen Weichensteuerung kommt es zur bereits bekannten strikten Trennung zwischen sicherheitsrelevanten und nicht sicherheitsrelevanten Funktionen. Während alle sicherheitsrelevanten Funktionen mittels des sicheren Rechnersystems HVIP ausgeführt werden, kommt für alle nicht sicherheitsrelevanten Funktionen die Steuerung HLUmulti zum Einsatz. Dies erlaubt auch weiterhin ein Höchstmaß an Flexibilität und lässt beispielsweise zu einem späteren Zeitpunkt kundenspezifische Anpassungen im nicht-sicherheitsrelevanten Teil der Weichensteuerung zu, ohne den sicherheitsrelevanten Teil zu beeinträchtigen. Eine erneute Abnahme durch einen Gutachter ist nicht notwendig und etwaige Anpassungen können möglichst effizient durchgeführt werden.
Alles in allem ist hervorzuheben, dass die neue Generation generische Weichensteuerung eine Vielzahl von Vorzügen miteinander vereint. Hier sind zusammenfassend der generische Softwarekern zur Umsetzung der Schutzfunktionen gemäß VDV331, die geprüften Regelschaltungen für Fahrzeugerfassung, Weichenantrieb und Signalisierung sowie die Hochverfügbarkeit des mit SIL4 zertifizierten Rechnersystems HVIP zu nennen.