Erweiterung des Betriebshofs für mehr Kapazität, Flexibilität und Zukunftsfähigkeit
Die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft hat den Betriebshof Heinrich-Alfes-Straße erfolgreich um fünf Gleise erweitert, um Platz für zwölf neue Straßenbahnen des Typs Avenio zu schaffen, die nun nach und nach geliefert werden. Diese Anschaffung dient dazu, das steigende Fahrgastaufkommen zu bewältigen. Damit ist der Standort jetzt für über 60 Fahrzeuge und vier Fahrzeugtypen ausgelegt, was Flexibilität und Effizienz langfristig sichert. Von Thomas Klein
Der Betriebshof in Nürnberg, ursprünglich im Jahr 2000 mit HN-P-Technologie von HANNING & KAHL errichtet, wurde umfassend modernisiert und erweitert. Ziel der Maßnahmen war es, die Abstellkapazität zu erhöhen und neue Funktionen wie Rangierfahrten in den Abstellhallen zu ermöglichen, ohne den Regelbetrieb ausschalten zu müssen.
Wichtige Neuerungen und Verbesserungen:
Erweiterung der Steuerung und Netzwerktechnik: Die veraltete Profibus-Vernetzung wurde durch moderne Ethernet-Technologie ersetzt. Außerdem wurden Multimode-LWL-Verbindungen durch Singlemode-LWL-Leitungen ausgetauscht, um den Anforderungen der aktuellen IT-Sicherheitsrichtlinien (EN 62443) gerecht zu werden. Diese Änderungen verbessern die Zuverlässigkeit der Infrastruktur und sorgen für eine zukunftssichere Vernetzung.
Migration zentraler Systeme: Der Datensammler, der das Fahrstraßen-Management überwacht, wurde von der alten SIEMENS-SPS-Technologie auf die moderne HLU Multi-Plattform migriert. Parallel dazu wurde der OO-Server, der das ConnAct®-System und die Datenbank verwaltet, in das hochverfügbare Rechenzentrum der VAG integriert. Diese Maßnahme ermöglicht den Einsatz von Standard-PC-Hardware, wodurch spezialisierte Geräte überflüssig werden.
Neue Bedienlösungen: Ein Highlight der Modernisierung ist der Ersatz alter analoger Tastsäulen durch programmierbare Tastsäulen (HPTS). Diese bieten eine höhere Flexibilität bei der Auswahl von Fahrstraßen und ermöglichen eine schnellere Abwicklung von Rangierfahrten. Durch die robuste Bauweise (IP65) und die intuitive Bedienung per LCD-Display und Edelstahl-Tastenfeld sind die neuen Tastsäulen benutzerfreundlich und langlebig.
Verbesserte Signaltechnik: Die bisherigen analogen Zielgleisanzeigen wurden durch moderne LED-Anzeigen ersetzt, die direkt in die Signalmasten integriert sind. Dadurch wird die Übersichtlichkeit für die Fahrer verbessert. Zudem konnte das „A-Signal“ entfallen, da das Zielgleis nun über die Matrix-Anzeige angezeigt wird.
Modernisierung des Nutzer-Interfaces: Die Bedien- und Beobachtungssoftware wurde auf eine Java-basierte Plattform umgestellt. Diese neue Version bietet zusätzliche Funktionen wie einen Event-Viewer, mit dem Bewegungsabläufe und Fehleranalysen detailliert durchgeführt werden können. Archivdateien werden täglich erstellt und ermöglichen eine rückwirkende Analyse von Ereignissen, was Transparenz und Effizienz erhöht.
Die Integration der neuen Funktionen und Gleise in die bestehende Anlage verlief reibungslos, obwohl die Arbeit mit den 20 Jahre alten Software-Bibliotheken aufwendig war. Der technische Fortschritt seit der ursprünglichen Inbetriebnahme machte diese Anpassungen komplexer als erwartet.
Fazit:
Das Projekt zeigt, dass Modernisierungen und Erweiterungen alter Anlagen erfolgreich umgesetzt werden können. Dennoch sollte bei Anlagen dieses Alters künftig geprüft werden, ob ein vollständiger Neubau langfristig effizienter wäre.