Brücken unter Druck: Deutschlands Infrastruktur im Stresstest
Die Zahlen sprechen für sich: Rund die Hälfte der 28.000 Autobahnbrücken sind sanierungsbedürftig. Das liegt vor allem an der stark gestiegenen Belastung durch den modernen Schwerlastverkehr, der mit bis zu elf Tonnen Achslast die Bauwerke überfordert. Alte Brücken und der heutige Verkehr passen einfach nicht mehr zusammen. Von Ruben Vorwald
Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden war ein Weckruf: Deutschlands Infrastruktur ist in die Jahre gekommen. Viele Straßen und Brücken, die in den 1960er bis 1980er Jahren erbaut wurden, sind dem heutigen Verkehr nicht mehr gewachsen.
Veraltete Brücken, wachsender Verkehr
Ein Beispiel für die kritische Lage ist die Rahmede-Talbrücke an der A45, die seit Ende 2021 gesperrt ist. Täglich werden hier rund 25.000 Fahrzeuge durch Umleitungsstrecken geführt – eine enorme Belastung für die Region. Viele der betagten Brücken sind irreparabel beschädigt und müssen abgerissen werden, was aufwendige und kostspielige Neubauten notwendig macht.
Das Problem ist klar: Die Materialien der alten Bauwerke waren längst nicht so haltbar wie moderne Baustoffe. Besonders die Spannbetonbrücken, die etwa 70 Prozent des Bestands ausmachen, sind durch Spannungsrisskorrosion gefährdet. Risse im Beton lassen Wasser und Streusalz eindringen, was den eingebetteten Stahl schädigt und im schlimmsten Fall zu einem Einsturz führen kann.
Intelligente Sensorik für präventive Wartung
Um solche Katastrophen zu vermeiden, arbeitet das Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) an einem innovativen Überwachungssystem. Hierbei kommen smarte Sensoren zum Einsatz, die den Zustand der Brücken permanent messen. „Wir müssen weg von reaktiven Prüfungen hin zu einem prädiktiven Erhaltungsmanagement“, sagt Prof. Hans-Georg Herrmann vom IZFP. Die Sensoren erfassen wichtige Daten wie die Betondicke oder Korrosion im Stahl und melden Probleme frühzeitig.
Im Vergleich zu den herkömmlichen, alle drei Jahre stattfindenden visuellen Prüfungen bieten die neuen Sensoren eine kontinuierliche Überwachung. Das bedeutet, dass Veränderungen im Bauwerk in Echtzeit erkannt werden, bevor sichtbare Schäden auftreten. Die Sensoren sind energieautark und könnten sogar durch Solarzellen betrieben werden, was eine permanente Überwachung ermöglicht.
Mehr Sicherheit auch für Straßenbahnen
Diese innovative Technologie lässt sich nicht nur auf Autobahnbrücken anwenden, sondern auch in der Straßenbahnbranche nutzen. Gleisanlagen und Überführungen, die oft stark beansprucht werden, könnten ebenfalls von der intelligenten Sensorik profitieren. Frühzeitig erkannte Schäden an Gleisen oder Brücken tragen dazu bei, teure Reparaturen und ungeplante Betriebsunterbrechungen zu vermeiden.
ConnAct® von HANNING & KAHL unterstützt die umfassende Überwachung und effiziente Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur. Durch kontinuierliche Fernüberwachung, Diagnose und Steuerung optimiert ConnAct® die Wartungsprozesse, indem es Inspektionen bedarfsorientiert steuert und mögliche Störungen frühzeitig erkennt. So wird die Sicherheit der Anlagen weiter verbessert, ungeplante Ausfälle werden minimiert und die Betriebskosten nachhaltig gesenkt.