Neue Straßenbahnen für Vitoria-Gasteiz
Im Norden von Spanien, wunderschön zwischen Pyrenäenausläufern gelegen, befindet sich die Hauptstadt des Baskenlandes, Vitoria-Gasteiz. Annähernd 252.000 Menschen wohnen in dieser besonders grünen Stadt. Es sind circa 1.000 Hektar Park- und Grünflächen vorhanden. Daneben zeichnet sich Vitoria-Gasteiz durch eine nachhaltige Mobilität aus. Dies fand auch die Europäische Kommission und verlieh der Stadt den Titel Umwelthauptstadt Europas 2012.
Nachhaltige Mobilität – das ist in erster Linie die Straßenbahn, welche ihren Dienst seit Dezember 2008 verrichtet. Eine zweite Linie wurde im Juli 2009 eröffnet. Mit der Erweiterung dieser Strecke wurde das Y-förmige Streckennetz im Jahr 2012 auf zwölf Kilometer ausgebaut. Die permanente Auslastung der Fahrzeuge (8,3 Millionen Fahrgäste im Jahr 2018) hat den Betreiber EuskoTren dazu bewogen sowohl Strecke als auch Fuhrpark aufzurüsten.
Eine 1,4 Kilometer lange Streckenerweiterung wurde Mitte Februar 2020 neu eröffnet. Im Laufe dieses Jahres soll ein weiterer neuer 2,5 Kilometer langer Streckenarm mit fünf Haltestellen angebunden werden. Durch den Ausbau der Strecke werden die Universität und der südliche Teil der Stadt besser angebunden.
Um einerseits die bereits vorhandenen Fahrgastzahlen besser zu bewältigen und andererseits die neu erschaffenen Einzugsgebiete bedienen zu können, war eine Aufrüstung des Fuhrparks unausweichlich. Die zehn bereits vorhandenen Fahrzeuge vom Typ Urbos 2 werden von 5-Teilern in 7-Teiler umgebaut. Außerdem wurde der spanische Fahrzeughersteller CAF mit dem Bau von drei neuen Straßenbahnen vom Typ Urbos 100 beauftragt. Kurze Zeit später wurde der Umfang der Bestellung von drei auf sieben Fahrzeuge erhöht.
Das Bremssystem für die neuen Fahrzeuge liefert HANNING & KAHL. Durch die zahlreichen gemeinsamen Projekterfahrungen mit der Urbos-100-Fahrzeugplattform wurde das Bremssystem erfolgreich nach Kundenwunsch adaptiert. Die statische Inbetriebsetzung des Bremssystems am ersten Fahrzeug erfolgte im Dezember 2019 bei CAF in Irun. Dieser Standort in der Nähe der französisch-spanischen Grenze liegt nur rund 120 Kilometer entfernt von Vitoria-Gasteiz. Die dynamische Inbetriebsetzung und die Bremswegmessungen erfolgten direkt beim Endkunden im Streckennetz. Bei der dynamischen Inbetriebsetzung wird die Integration des HANNING & KAHL-Bremssystems in die Fahrzeugumgebung getestet. Alle Betriebsmodi, Bremszustände und der Gleitschutz werden aufgezeichnet und ausgewertet.
Die Bremswegmessungen erfolgen nach DIN EN 13452. Alle Bremsarten werden bei verschiedenen, definierten Startgeschwindigkeiten ausgelöst. Bremsweg, Verzögerung und Ruck werden bestimmt und ausgewertet. Alle Messungen müssen mit leerem und anschließend mit beladenem Fahrzeug durchgeführt werden. Der positive Abschluss der Messungen erfolgte unmittelbar vor der Einweihung des ersten neuen Streckenabschnitts im Februar 2020. Wenn das kein Heimspiel für CAF im Baskenland ist!
